Die Entfremdung des Kinos oder: Die besten Filme 2023

Gewiss, Computer Generated Imagery (CGI) eröffnet zeitgenössischen Filmemachern ungeahnte Möglichkeiten zur Darstellung phantastischer Welten. Majestätische Landschaften, mystische Kreaturen und spektakuläre Actionsequenzen – all dies lässt sich dank CGI mit einem Mausklick auf der Leinwand zum Leben erwecken. Doch die Faszination für die visuelle Perfektion birgt gleichzeitig auch Gefahren. Aktuell droht der Blockbuster-Film entweder zur opulenten Werbefläche für kommerzielle Produkte zu verkommen oder in seelenlosem Fan-Service unterzugehen.

Verlust der narrativen Kraft im Hollywood-Film

Statt tiefgründiger Charaktere und fesselnder Geschichten dominiert auf der Kinoleinwand neuerdings die Inszenierung von Marken und Produkten. Ob Turnschuhe (Air – Der große Wurf), Spielzeug (Barbie, Super Mario, Gran Turismo, LEGO-Franchise), Luxusmarken (House of Gucci) oder Tech-Giganten (The Social Network, Steve Jobs) – die Filmwelt scheint sich dem Kommerz bereitwillig zu beugen. An anderer Stelle (beispielhaft: Indiana Jones und das Rad des Schicksals; Top Gun: Maverick; Ant-Man and the Wasp: Quantumania) wird die künstlerische Vision rigoros einer kalkulierten Beliebigkeit geopfert: Stereotype und formelhafte Erzählmuster prägen das Bild, der Anspruch an erzählerische Innovation und Originalität schwindet. Die einst so zentrale Bedeutung der Geschichte und der Charakterentwicklung tritt in den Hintergrund. Statt narrativer Kraft dominiert die reine Befriedigung kommerzieller Interessen und oberflächlicher Fan-Begeisterung. Das Kino versinkt in einer nostalgischen Welt der Wiederholung, in der der Konsum von bekannten Versatzstücken (Stichwort: banale Post- bzw. Mid-Credit-Scenes) wichtiger erscheint als die Entstehung neuer, inspirierender Geschichten.

Die zunehmende Verflechtung von Filmindustrie und Konsumkultur wirft ein Schlaglicht auf die manipulativen Auswirkungen des Neoliberalismus auf unsere Gesellschaft. Der Kinofilm wird zum allgegenwärtigen Schaufenster des Konsums, in dem Waren als zentrale Elemente identitärer Lebensgestaltung und persönlicher Selbstverwirklichung inszeniert werden. Filme dienen nicht mehr allein der Unterhaltung, sondern werden gleichzeitig zur Vermarktung von Marken, Lebensgewohnheiten und Gebrauchsgütern instrumentalisiert. Unterhaltung und Konsum verschmelzen zu einem untrennbaren Gebilde.

Die Stimme Bertolt Brechts

Wie lässt sich das Spannungsverhältnis zwischen der zunehmenden Kommerzialisierung des Kinos und dem Ideal seiner künstlerischen Integrität und gesellschaftlichen Verantwortung auflösen? Inwieweit kann Kunst in einer durchökonomisierten Welt noch ihre Funktion als kritisches Spiegelbild und Katalysator für gesellschaftliche Veränderungen erfüllen? Bertolt Brechts dialektische Forderung nach einer Kunst, die den Widerspruch zur Wirklichkeit zeigt, erscheint in diesem Kontext aktueller denn je. Die Gefahr der Vereinnahmung durch kapitalistische Interessen und die Banalisierung des Diskurses durch oberflächliche Unterhaltung müssen kritisch hinterfragt werden. Es bedarf einer tieferen Auseinandersetzung mit den Auswirkungen des Neoliberalismus auf Film und Gesellschaft. Nur durch eine bewusste Reflexion dieser Entwicklung kann der Einfluss ökonomischer Interessen auf die Kunst und die Wahrnehmung der Wirklichkeit begrenzt und ein Raum für kritisches Denken und gesellschaftliche Veränderung erhalten bleiben.

In diesem Spannungsfeld liegt also erneut die Herausforderung, die besten Filme des Jahres 2023 zu finden. Denn neben den erwähnten Blockbustern, gab es auch in diesem Jahr eine Vielzahl anspruchsvoller Filme, die sich der totalen Vereinnahmung durch den Kommerz entziehen und dem Anspruch an eine kritische und reflektierende Kunst gerecht werden. Nachfolgend findet Ihr meine persönliche Auswahl – per Klick auf das Filmposter geht’s zum Trailer.

The Banshees of Inisherin

Plakat des Films „The Banshees of Inisherin“ mit Colin Farrell und Brendan Gleeson, die an einem Strand stehen und aufs Meer blicken, mit einem Hund zwischen ihnen. Der Text enthält die Namen der Darsteller.


Film-Genre: Drama | Komödie
Kino-Start:  5. Januar 2023
Regie: Martin McDonagh

Der gutherzige, treue Pádraic Súilleabháin (Colin Farrel) lebt im Jahr 1932 auf Inisherin, einer kleinen Insel vor der irischen Küste in der Galwaybucht. Jeden Tag um Punkt 14 Uhr holt er seinen besten Freund Colm Doherty (Brendan Gleeson) bei ihm Zuhause ab, um den restlichen Tag mit ein paar Pints im örtlichen Pub zu verbringen. Aber diesmal öffnet Colm nicht die Tür. Stattdessen erläutert Colm seinem vormals besten Freund, dass er, ohne dass es dafür einen konkreten Anlass gäbe, einfach nichts mehr mit ihm zu tun haben wolle. Und er geht sogar noch weiter: Wenn Pádraic ihn trotzdem anspricht, wolle er sich in Zukunft jedes Mal selbst einen Finger abschneiden, bis er seine geliebte Geige irgendwann gar nicht mehr spielen kann…

Kurzrezension: „Ich habe nichts gegen dich, Pádraic. Ich will einfach nicht mehr dein Freund sein.“ Auf einer kleinen irischen Insel entfaltet sich eine parabelhafte Geschichte über die zerbrechliche Freundschaft zwischen zwei schrulligen Charakteren, meisterhaft gespielt von Colin Farrell und Brendan Gleeson. Die Kulisse ist dabei bewusst gewählt: Die raue, irische Landschaft scheint die Wut, den Schmerz und die Einsamkeit der Protagonisten zu spiegeln. Mit ihrer Sturheit und ihrem Unvermögen zu kommunizieren, setzen die beiden Freunde schließlich eine Tragödie in Gang, welche die Sinnlosigkeit menschlicher Fehden mal mit lakonischem Humor, mal auf groteske Weise offenbart. Martin McDonagh gelingt ein beeindruckendes Plädoyer für Frieden und Versöhnung und ein starkes Statement gegen die zerstörerische Kraft von Wut und Hass. Einer der besten Filme des Jahres!

Das Lehrerzimmer

Plakat zum Film „Das Lehrerzimmer“ mit der Schauspielerin Leonie Benesch. Sie wirkt nachdenklich vor einem dunkelblauen Hintergrund mit dem Satz „Was im Lehrerzimmer passiert, bleibt im Lehrerzimmer.
Film-Genre: Drama

Kino-Start: 18. Februar 2023
Regie: İlker Çatak

Carla Nowak (Leonie Benesch), eine engagierte Sport- und Mathematiklehrerin, tritt ihre erste Stelle an einem Gymnasium an. Im neuen Kollegium fällt sie durch ihren Idealismus auf. Als es an der Schule zu einer Reihe von Diebstählen kommt und einer ihrer Schüler verdächtigt wird, beschließt sie, der Sache eigenständig auf den Grund zu gehen. Zwischen empörten Eltern, rechthaberischen Kollegen und angriffslustigen Schülern versucht Carla zu vermitteln, wird dabei jedoch schonungslos mit den Strukturen des Systems Schule konfrontiert. Je verzweifelter sie sich bemüht, alles richtig zu machen, desto mehr droht die junge Lehrerin daran zu zerbrechen.

Kurzrezension: „Das Lehrerzimmer“ zeichnet ein vielschichtiges Psychogramm einer jungen Lehrerin, die im Laufe der Geschichte an ihre Grenzen stößt: Getrieben von Idealismus will sie für Wahrheit und Gerechtigkeit sorgen, löst damit jedoch eine folgenreiche Welle von Misstrauen und Selbstjustiz aus. İlker Çatak liefert keine einfachen Antworten, sondern stellt in seiner modernen Parabel komplexe Fragen nach Moral und Verantwortung. Eindringlich zeigt er, wie schnell selbst eng verbundene Gemeinschaften wie ein Lehrerkollegium von außen destabilisiert werden können. Absolut verdienter deutscher Beitrag für die Shortlist der Academy Awards 2024.

Sonne und Beton

Poster für den Film „Sonne und Beton“ nach dem Bestseller von Felix Lobrecht mit den vier Protagonisten vor einer Skyline im Sonnenuntergang und einem Hinweis auf den Kinostart am 2. März 2023.
Film-Genre: Drama

Kino-Start: 18. Februar 2023
Regie: David Wnendt

Im Sommer 2003 klettern die Thermometer in Deutschland auf Rekordhöhen – auch im Berliner Ortsteil Gropiusstadt. Dort, am Rande der Großstadt und Gesellschaft, leben Lukas (Levy Rico Arcos), Gino (Rafael Klein-Hessling) und Julius (Vincent Wiemer). Wie mit den Temperaturen geht es bei ihnen zur Abwechslung mal heiß her. Denn normalerweise haben die Freunde für nichts Geld, außer ausnahmsweise mal für Gras. Beim Graseinkauf im Park geraten die drei jedoch zwischen die Fronten der Dealer. Einer verprügelt Lukas und verlangt 500 Euro Schutzgeld. Die hat Lukas natürlich nicht, woher auch? Also heckt er zusammen mit seinem Klassenkameraden Sanchez (Aaron Maldonado-Morales) einen Plan aus: die neuen Schulcomputer klauen und zu Geld machen. Ohne Einbruch ins Lager wird das jedoch nichts. In den Köpfen der Jugendlichen klingt das trotzdem nach einem wasserdichten Plan…

Kurzrezension: Mit der Adaption des gleichnamigen Romans von Felix Lobrecht tauchen wir in die trostlose Realität von Berlin-Gropiusstadt ein: Das von Walter Gropius entworfene Viertel am Rande von Neukölln sollte eigentlich luftiger und weiter sein. Doch Wohnungsnot und der Rotstift der Politik führten zu einer Komprimierung des Konzepts. Wnendt fängt mit atmosphärischen Bildern und rasanter Handlung die verzweifelte Hoffnungslosigkeit und brodelnde Wut der Jugendlichen in diesem sozialen Brennpunkt ein. Die Tristesse der Architektur spiegelt die trostlose Realität des Lebens in diesem Milieu wider. Schonungslos zeigt er die zerstörerischen Auswirkungen auf die jungen Menschen, ohne dabei in Klischees zu verfallen: Die Protagonisten sind Gefangene eines Systems, das ihnen keine Chance auf ein selbstbestimmtes Leben lässt, sondern die Armut und Perspektivlosigkeit ihrer prekären Verhältnisse sogar perpetuiert. Ihre Aggression und Rebellion sind hingegen Ausdruck eines Klassenkonflikts, der auch in der deutschen Gesellschaft immer deutlicher zutage tritt. „Sonne und Beton“ ist ein sehenswertes Plädoyer für die Überwindung ebendieser Klassengesellschaft!

Roter Himmel

Poster für den Film „Roter Himmel“ mit einer Nahaufnahme eines Mannes und einer Frau mit verschränkten Köpfen, die Gefühle von Intimität und Sorge zeigen, mit Filmcredits und Titeleinblendung.
Film-Genre: Drama

Kino-Start: 22. Februar 2023
Regie: Christian Petzold

Eigentlich wollten Leon (Thomas Schubert) und Felix (Langston Uibel) den Sommer im Ferienhaus an der Ostsee zu zweit verbringen. Als Freunde und vor allem arbeitend; der eine an seinem zweiten Roman, der andere, um seine Kunstmappe fertigzustellen. Aber Nadja (Paula Beer) und Devid (Enno Trebs) sind auch da und bringen jede Menge positive Vibes mit. Vier junge Menschen also beim Sich-Lieben, auch wenn das insbesondere Leon nicht ganz leichtfällt. Sein unvollendetes Manuskript verfolgt ihn auf Schritt und Tritt, in die Gartenlaube und an den Strand. Die gute Stimmung der anderen lässt seine eigene meist noch schlechter werden. Doch der Besuch seines Verlegers Helmut (Matthias Brandt) naht. Als dieser schließlich im schneidigen Kleinwagen um die Ecke biegt, beginnt der Wald zu brennen. Es regnet Asche, der Himmel färbt sich rot und das Beziehungsdrama nimmt eine plötzliche Wende…

Kurzrezension: „Irgendetwas stimmt hier nicht!“ – dieser Satz umreißt die subtile Spannung, die Christian Petzolds Film „Roter Himmel“ von Beginn an durchzieht. Was zunächst als sommerliches Beziehungsdrama anmutet, entwickelt sich im Laufe der Handlung zu einem vielschichtigen Werk. Denn die Idylle des abgelegenen Ferienhauses an der Ostsee trügt – unter der Oberfläche brodeln Unbehagen und Sehnsucht, unerfüllte Liebe und Eifersucht. Geschickt bedient sich Petzold bei Motiven der deutschen Romantik: Der Wald symbolisiert Gefahr und Verirrung, das Meer dient hingegen als Ort der Begegnung und Freiheit. Im abgeschiedenen Haus kommt es zur Konfrontation mit den eigenen Ängsten. Der immer dominanter werdende rote Himmel, steht sinnbildlich für die Leidenschaft, welche die Protagonisten innerlich zerreißt. Diese unerfüllte Sehnsucht, artikuliert in Heinrich Heines Gedicht „Der Asra“, führt unweigerlich ins Unglück. Petzold inszeniert diese Entwicklung mit viel Gespür für Zwischentöne und Bildsprache. Die Kamera fängt die Schönheit der Natur und die Verletzlichkeit der Figuren ein. Das gesamte Spiel des Schauspiel-Ensembles ist beeindruckend. Mit „Roter Himmel gelingt Petzold ein zutiefst romantischer Film, der die Fragilität des Glücks und die Abgründe der menschlichen Seele aufzeigt. Großes Kino!

TÁR

Poster für den Film „Tár“ mit Cate Blanchett als Dirigentin, die dramatisch mit ausgestreckten Armen posiert und dem Betrachter den Rücken zuwendet. Der Text enthält Filmcredits und den Slogan „Demnächst im Kino“.
Film-Genre: Drama

Kino-Start: 2. März 2023
Regie: Todd Field

Lydia Tár (Cate Blanchett) ist die erste weibliche Chefdirigentin eines großen deutschen Orchesters. Sie wird weltweit gefeiert und steht mit den Berliner Philharmonikern vor einer außergewöhnlichen Leistung. Gemeinsam hat man schon fast den kompletten Zyklus Gustav Mahlers aufgeführt. Nur die berühmte 5. Sinfonie fehlt noch, die aufgrund einer coronabedingten Verschiebung nun in der nächsten Spielzeit auf dem Programm steht. Doch während der Proben offenbaren sich immer mehr Risse in Társ Welt. Ihre Ehe mit ihrer ersten Violinistin (Nina Hoss) läuft längst nicht mehr so gut wie früher und der Selbstmord einer einst von ihr geförderten, dann aber fallen gelassenen Musikerin lässt sie panisch jegliche E-Mail-Korrespondenz mit dieser löschen. Dann tritt noch eine junge Cellistin (Sophie Kauer) in ihr Leben, die Tár unglaublich fasziniert…

Kurzrezension: In seinem provokanten Drama „TÁR“ zeichnet Regisseur Todd Field ein vielschichtiges Bild der Kunstszene als Haifischbecken. Ohne dabei eine eindeutige Position zu beziehen, beleuchtet er die Widersprüche der #MeToo-Bewegung und die komplexen Machtstrukturen im Kulturbetrieb. Cate Blanchett brilliert in der Hauptrolle als Lydia Tár, einer ambivalenten Figur, die stellenweise Züge einer Antiheldin trägt. Zwar steht ihr Genie als Künstlerin außer Frage, doch ihr narzisstisches und manipulatives Verhalten lässt sie im Laufe des Films zunehmend unsympathisch wirken. Schließlich wird sie des sexuellen Missbrauchs beschuldigt und erlebt einen erbarmungslosen Shitstorm in den sozialen Medien. Ihre Karriere steht vor dem Aus, sie wird zur persona non grata erklärt. In der aufgeheizten Atmosphäre der Cancel Culture stellt der Film die Frage nach der Unschuldsvermutung, gibt jedoch keine eindeutige Antwort, sondern lädt zur Reflexion ein. „TÁR“ ist ein Film für alle, die sich für die gesellschaftlichen Debatten unserer Zeit interessieren und sich nicht scheuen, komplexe Themen und ambivalente Charaktere zu diskutieren.

John Wick: Kapitel 4

Werbeplakat für den Film „John Wick: Kapitel 4“ mit Keanu Reeves in dunklem Anzug und Krawatte, der eine Waffe hält, vor einem dramatischen neonroten Lichthintergrund.
Film-Genre: Action | Thriller

Kino-Start: 23. März 2023
Regie: Chad Stahelski

Profikiller John Wick (Keanu Reeves) hat mit seinem Rachefeldzug die halbe Unterwelt gegen sich aufgebracht – zu viel für die Hohe Kammer. Sie setzt der Marquis de Gramont (Bill Skarsgård) mit allen Vollmachten ein, um Wick endgültig zur Strecke zu bringen. Der verlangt erst einmal Rechenschaft von allen, die Wick geholfen haben – wie Hotelbetreiber Winston (Ian McShane) und dessen loyalem Concierge Charon (Lance Reddick). Der legendäre Auftragskiller versteckt sich unterdessen bei seinem alten Freund Shimazu (Hiroyuki Sanada) in Osaka. Doch dort spüren ihn die Männer des Marquis bald auf. Die werden ausgerechnet von Johns bestem Freund begleitet: Der blinde Caine (Donnie Yen) ist eigentlich ausgestiegen, doch wird nun gezwungen, Jagd auf Wick zu machen. Dieser hat nur eine Chance, um zu überleben. Dazu bedarf es jedoch erst einmal einer Reise nach Berlin und Paris…

Kurzrezension: Willkommen zurück, Mr. Wick! Chad Stahelskis meisterhafter Actionthriller entführt uns auf eine atemberaubende Reise quer über den Globus – von New York nach Osaka, Berlin und Paris. „John Wick: Kapitel 4“ besticht zwar nicht durch eine tiefgründige Geschichte, wohl aber durch seine besondere Ästhetik: Dan Laustens Kamera inszeniert Kämpfe wie ein Ballett – bis ins Detail geplant, ohne hektische Schnitte und perfekt abgestimmt auf die Musik von Tyler Bates. Gewitzte Choreographien, abwechslungsreiche Schauplätze und einfallsreiche Kameraperspektiven sorgen dafür, dass die zahlreichen Kampfszenen nie langweilig werden – etwa, wenn sich die Schüsse, Stiche und Hiebe mitten auf den Kreisverkehr des Place Charles-de-Gaulle verlagern oder die Kamera in einer innovativen Plansequenz in die Top-Down-Perspektive wechselt, um die Künstlichkeit dieser Parallelwelt zu unterstreichen. Um die Geschichte des einsamen Rächers fortzuschreiben, nutzt Stahelski gezielt Licht und Beleuchtung aus. So zerschneiden in einem Berliner Club gelb-grüne Neonlichter die Dunkelheit und werfen flackernde Schatten auf die kämpfenden Körper. Die Musik pulsiert, Stroboskoplichter blitzen auf und zerlegen die Szene in ein Fragment aus Licht und Schatten – ein Sinnbild für John Wicks Leben im Schattenreich der Assassinen. Der Sonnenaufgang wiederum, der das finale Duell vor der Sacré-Cœur de Montmartre in ein goldenes Licht taucht, erinnert an die Gemälde eines William Turner und verleiht der Szene eine zusätzliche Dramatik. „John Wick: Kapitel 4“ ist avantgardistisches Bewegungskino in seiner reinsten Form, eine Hommage an einige der großen Actionfilme der Vergangenheit und unverzichtbar für alle, die spektakuläre Bilder auf der großen Leinwand erleben wollen.

Seneca – Oder: Über die Geburt von Erdbeben

Plakat des Films „Seneca“ mit John Malkovich als Seneca, der vor einer großen goldenen O-Form steht und ein blutbespritztes weißes Gewand trägt, was eine dramatische und intensive Handlung erwarten lässt.
Film-Genre: Drama | Komödie

Kino-Start: 23. März 2023
Regie: Robert Schwentke

Rom im Jahre 65 n. Chr.: Als Ziehvater und Vordenker des späteren Kaisers Nero (Tom Xander) ist Seneca (John Malkovich) maßgeblich am Aufstieg des jungen Tyrannen zu einem der wohlhabendsten und einflussreichsten Männer Roms beteiligt. Der Philosoph, bekannt für seine großen Reden über Verzicht und Milde, gehört selbst zu den reichsten Männern im alten Rom. Doch eines Tages wird der Schüler seines Lehrers überdrüssig und beschuldigt ihn der Komplizenschaft bei einem Attentat. Während opulenter Feierlichkeiten in Senecas Haus, das Seneca zusammen mit seiner Frau Paulina (Lilith Stangenberg) bewohnt, befielt ihm der Despot, sich selbst zu töten. Überrascht muss sich Seneca die Frage stellen, was er wirklich war, Opportunist, Heuchler oder Kollaborateur. Ist Seneca bereit für einen ehrenhaften Freitod oder bleibt noch etwas Zeit für ein paar philosophische Ausschweifungen und spitzzüngige Lektionen?

Kurzrezension: Als absurde Politkomödie deckt „Seneca – Oder: Über die Geburt von Erdbeben“ ein totalitäres System auf, in dem Machtmissbrauch und Willkür regieren. John Malkovich brilliert in der Hauptrolle als Seneca, einem Moralphilosophen, der inmitten der Korruption und des Opportunismus auf verlorenem Posten steht. Mit sarkastischem Witz zeigt Malkovich die Widersprüche des Seneca auf, der selbst nicht frei von den Verlockungen der Macht ist. Folgerichtig muss er an seinen eigenen Maßstäben scheiternJohn Malkovich brilliert in der Hauptrolle als Seneca, einem Moralphilosophen, der inmitten der Korruption und des Opportunismus auf verlorenem Posten steht. Der Film ist gespickt mit tiefschwarzem Humor und grotesken Szenen, die geschickt die Absurdität des Systems entlarven. Die Anspielungen auf die heutige Weltlage (,Präsident‘) wirken allerdings manchmal etwas zu plakativ.

Maigret und das tote Mädchen

Die dunkle Silhouette eines Mannes mit Hut und Mantel, der eine Pfeife hält, ist auf einem Plakat für den Film „Maigret“ zu sehen, auf dem der Name Gérard Depardieu steht.
Film-Genre: Krimi

Kino-Start: 30. März 2023
Regie: Patrice Leconte

Paris in den 1950er Jahren: Eine junge Frau wird tot aufgefunden. Die Identität der geheimnisvollen Dame im eleganten Abendkleid wirft einige Fragen auf. Kommissar Maigret (Gérard Depardieu) nimmt sich dem Fall an. Das Rätsel um die unbekannte Tote, die niemand zu vermissen, geschweige denn zu kennen scheint, führt den schwermütigen Kommissar durch das nächtliche Paris und bald schon findet er eine erste Spur in der Kunstszene der Stadt. Doch die Ermittlungen hinterlassen beim einsamen Maigret Spuren: Je näher er der Aufklärung des Verbrechens kommt, desto mehr wird er an ein schmerzhaftes Kapitel seiner eigenen Vergangenheit erinnert…

Kurzrezension: In der Filmadaption des Kriminalromans „Maigret und die junge Tote“ von Georges Simenon sieht sich der schwermütige Ermittler Jules Maigret einem Mordfall gegenüber, der ihn tief berührt. Wer war dieses Mädchen? Gérard Depardieu verkörpert den massigen Maigret mit einer schwermütigen Aura, die den Film trägt und gleichzeitig die Last des Falls auf seinen Schultern spürbar macht. Die Inszenierung ist unauffällig, fast schon altmodisch, und verzichtet in Gänze auf überflüssige Effekte. Stattdessen liegt der Fokus auf einer dichten Dämmerlicht-Atmosphäre und der tiefenpsychologischen Charakterstudie des berühmten Kommissars. Seine Ermittlung führt ihn in die Abgründe der menschlichen Seele: Sie ist eine Reise in die Vergangenheit und zugleich die Suche nach eigener Erlösung. Ein Film für alle, die sich Abwechslung zu den Dutzendkrimis des öffentlich-rechtlichen Fernsehens wünschen!

Pearl

Poster des Films „Pearl“ mit Mia Goth, deren Hände bis zu den Wangen mit Blut bedeckt sind. Der blutrote Schriftzug listet die Details des Films auf, namentlich die Regie von Ti West.
Film-Genre: Horror

Kino-Start: 1. Juni 2023
Regie: Ti West

Im Jahr 1918, kurz vor Ende des Ersten Weltkriegs und inmitten der spanischen Grippe, lebt Pearl (Mia Goth) auf einer abgelegenen Farm in Texas, während ihr Mann im Krieg kämpft. Ihrem harten Alltag mit ihrem pflegebedürftigen Vater (Matthew Sunderland) und ihrer unzufriedenen, herrschsüchtigen Mutter Ruth (Tandi Wright) steht die große Sehnsucht nach einem glamourösen Leben gegenüber, das sie regelmäßig im örtlichen Kino auf der Leinwand sieht. Erste bedenkliche Anzeichen einer Persönlichkeitsstörung zeigen sich bei Pearl im Umgang mit Tieren und ihrem Vater. Der nahezu unerreichbare Traum von einem besseren Leben bietet zusätzlich den perfekten Nährboden für unterdrückte Gefühle und Triebe, die sich im Laufe der Zeit in psychotischem Wahn und Mordphantasien entwickeln…

Kurzrezension: „Pearl“ gibt sich zunächst als packender Psychothriller aus, der geschickt auf die Motive von „Der Zauberer von Oz“ rekurriert. Die Protagonistin mutiert zu einer verdrehten Version der unschuldigen Dorothy, die in ihrem eigenen Wahnsinn versinkt und jegliche Kontrolle über die Realität verliert. Die Grenzen zwischen Gut und Böse verschwimmen, während sich Pearl unaufhaltsam in einen Serienkiller verwandelt. Doch Ti West gelingt mehr als nur ein weiteres Horror-Melodram im Technicolor-Gewand: Im Stile eines bösartigen Märchens taucht er tief in die Psyche einer gequälten Seele ein und legt im Schatten des Ersten Weltkriegs eine erschreckende Vision des amerikanischen Traums offen. Dadurch erweitert er das mit seinem Slasher „X“ (2022) geschaffene Universum um eine weitere, faszinierende Facette.

Mission Impossible  – Dead Reckoning Part One

Plakat des Films „Mission: Impossible – Dead Reckoning Part One“ mit Tom Cruise und anderen Darstellern in dynamischen Actionposen, mit dramatischen Bildern und der Angabe des Erscheinungsdatums.
Film-Genre: Action | Thriller

Kino-Start: 13. Juli 2023
Regie: Christopher McQuarrie

Ethan Hunt (Tom Cruise) begibt sich auf seine siebte und bislang unmöglichste Mission: Gemeinsam mit seinem IMF-Team soll er eine neuartige Waffe ausfindig machen, die dazu in der Lage ist, die Menschheit an den Rand des Dritten Weltkriegs zu führen – und sieht sodann mit mehreren mächtigen Gegnern konfrontiert. Denn zahlreiche Schurken wollen ebenfalls in den Besitz des Schlüssels gelangen, der ihnen die Kontrolle über die mysteriöse Waffe geben würde. Doch der gefährlichste Feind hat weder einen Namen noch ein Gesicht: eine künstliche Intelligenz, die den Agenten immer einen Schritt voraus ist, aber selbst vollkommen unberechenbar agiert. Ein globaler Wettlauf um das Schicksal des Planeten beginnt – der Ethan Hunt gleichzeitig vor einige folgenschwere persönliche Entscheidungen stellt…

Kurzrezension: Tom Cruise sprengt erneut alle Grenzen! In „Mission Impossible  – Dead Reckoning Part One“ liefert der inzwischen 61-jährige Schauspieler atemberaubende Actionszenen ab, die seinesgleichen suchen. Diesmal steht Ethan Hunt einem Gegner aus der Zukunft gegenüber: einer künstlichen Intelligenz, die die Kontrolle über die Welt übernehmen will. Aber der Film ist mehr als nur ein actiongeladenes Spektakel. Er wirft die brisante Frage nach der Kontrollierbarkeit künstlicher Intelligenz auf. Ethan Hunt und sein Team repräsentieren die Freiheit der Wahl, ein Kriterium, das die menschliche Natur von der Computerintelligenz trennt. In diesem Sinne muss „Mission: Impossible – Dead Reckoning Part One“ als Kommentar zur aktuellen Debatte über die Zukunft der KI gesehen werden. Zugleich ist der Film auch eine Hommage an das analoge Kino. Tom Cruise verkörpert den Wettstreit des klassischen Hollywood-Helden mit dem digitalen Film, der zunehmend von CGI dominiert wird. Der absolute Goldstandard für Liebhaber des klassischen Actionfilms!

Oppenheimer

Poster für den Film „Oppenheimer“ mit Cillian Murphy in weißem Hut, der nachdenklich mit einer Zigarette in den Horizont blickt. Der Hintergrund zeigt einen dramatischen Himmel und stilisierte Kriegsszenen. Regie: Christopher Nolan.
Film-Genre: Drama | Historie

Kino-Start: 20. Juli 2023
Regie: Christopher Nolan

Als dem Physiker Julius Robert Oppenheimer (Cillian Murphy) während des Zweiten Weltkriegs die wissenschaftliche Leitung des Manhattan-Projekts übertragen wird, können er und seine Ehefrau Kitty (Emily Blunt) sich nicht vorstellen, welche Auswirkungen Oppenheimers Arbeit nicht nur auf ihr Leben, sondern auf die ganze Welt haben wird. Im Los Alamos National Laboratory in New Mexico sollen er und sein Team unter der Aufsicht von Lt. Leslie Groves (Matt Damon) eine Nuklearwaffe entwickeln – was ihnen auch gelingt. Oppenheimer wird zum „Vater der Atombombe“ ausgerufen, doch dass seine tödliche Erfindung bald folgenschwer in Hiroshima und Nagasaki eingesetzt wird, lässt Oppenheimer Abstand von dem Projekt nehmen. Als der Krieg zu Ende geht, setzt sich Robert Oppenheimer als Berater der US-amerikanischen Atomenergiebehörde, die von Lewis Strauss (Robert Downey Jr.) mitbegründet wurde, für eine internationale Kontrolle von Kernenergie und gegen ein nukleares Wettrüsten ein – und gerät ins Visier des FBI.

Kurzrezension: „Was haben wir getan?“ Christopher Nolans „Oppenheimer“ zeichnet ein komplexes Bild des genialen Wissenschaftlers J. Robert Oppenheimer, der als „American Prometheus“ in die Geschichte einging. Der Film porträtiert den Physiker nicht nur als einen Mann der Tat, sondern beleuchtet auch dessen innere Zerrissenheit. Anfangs angetrieben von der Sehnsucht, die Welt durch Wissenschaft zu verbessern, entsetzen ihn zu einem späteren Zeitpunkt die vernichtenden Folgen seiner Forschung. Meisterhaft verkörpert Cillian Murphy den ambivalenten Charakter des Forschers mit seinen widersprüchlichen Facetten: Genie und Ehrgeiz auf der einen Seite, Skrupel und Gewissensbisse auf der anderen. Nolans charakteristischer Einsatz von Zeitlupen, Zeitsprüngen und subjektiven Perspektiven beschwört eine dichte Atmosphäre, die uns in diese paradoxe Gedankenwelt Oppenheimers hineinzieht. Die Detonation der Atombombe ist hingegen der Schlüsselmoment des Films. Sie wirkt als audiovisuelles Inferno, das die apokalyptische Wirkung der nuklearen Waffe in all ihrer Grausamkeit offenbart. An zentraler Stelle wirft der Film somit die Frage nach der Verantwortung der Wissenschaft auf: War die Entwicklung der Atombombe angesichts der Bedrohung durch den Nationalsozialismus ein notwendiges Übel, um Frieden zu schaffen, oder war es ein naiver und kurzsichtiger Akt, der die Menschheit unwiderruflich vor die Möglichkeit der Selbstauslöschung stellt, wie Günter Anders in „Die Antiquiertheit des Menschen“ (1956) argumentierte? „Oppenheimer“ ist eine eindringliche Warnung vor den Gefahren des Krieges und der nuklearen Bedrohung. In der gegenwärtigen Diskussion über die Spirale der Aufrüstung, militaristische Eskalation und die drohende geopolitische Polarisierung könnte Nolans Antikriegsfilm aktueller nicht sein. Er entlarvt auf mahnende Weise den irreführenden Glauben an die Losung „Frieden schaffen mit Waffen“ und stellt die Sinnlosigkeit von Krieg und Gewalt eindringlich dar. Eine unbedingte Empfehlung!

Jeder schreibt für sich allein

Plakat des Films „Jeder schreibt für sich allein“, mit Schauspielern in einem modernistischen Treppenhaus, mit Fokus Anatol Regnier, der an einer Treppenwand sitzt, umgeben von Büchern.
Film-Genre: Dokumentation | Essay

Kino-Start: 24. August 2023
Regie: Dominik Graf

Während sich etwa Klaus und Thomas Mann oder Oskar Maria Graf ganz klar als Gegner des Nationalsozialismus positionierten und ins Exil gingen, gab es andere deutsche Autoren, die zu jener Zeit zwischen 1933 und 1945 in Deutschland blieben. Zu diesen gehörten Gottfried Benn, Hans Fallada, Hanns Johst, Erich Kästner, Jochen Klepper, Ina Seidel und Will Vesper. Der 1945 am Ostufer des Starnberger Sees geborene Schriftsteller und Musiker Anatol Regnier begibt sich auf eine Spurensuche, um mehr darüber zu erfahren, warum diese namhaften Persönlichkeiten dem Dritten Reich nicht den Rücken kehrten – und welche Haltung sie dem Nationalsozialismus gegenüber in ihrem Schreiben erkennen ließen.

Kurzrezension: Dominik Grafs Filmessay „Jeder schreibt für sich allein“, nach dem gleichnamigen Buch von Anatol Regnier, beschäftigt sich mit den Biographien ausgewählter Autoren im nationalsozialistischen Deutschland, darunter Erich Kästner, Hans Fallada und Ina Seidel. Angetrieben von der Suche nach einem moralisch integren Handeln in dieser Zeit, begeben sich Graf und Regnier auf die Spurensuche nach den Widersprüchen menschlichen Verhaltens zwischen Anpassung an das Regime, aktivem Widerstand und innerer Emigration. Mittels Montage von Archivmaterial, Interviews und Spielszenen stellt sich der Film die schwierige Aufgabe, die Frage nach Schuld und Unschuld historisch zu kontextualisieren. Gewiss, die Entscheidung für oder gegen die Emigration war keine leichte, da ex ante niemand das Ausmaß der kommenden Schrecken vorhersehen konnte. Andererseits müssen die Lebenslügen hinterfragt werden, die viele Betroffene nach dem Krieg konstruierten, um ihren Entschluss zu rechtfertigen, in Deutschland zu bleiben. Gerade im Spannungsfeld zwischen totaler Schuld und pauschaler Entschuldigung durch Konzepte wie die ,innere Emigration‘ zeigt der Film die Notwendigkeit auf, Abstufungen von Verantwortung zuzulassen. Denn wie sicher kann ein Mensch sich seiner selbst sein? Wie sicher kann er sein, sich unter allen Umständen treu zu bleiben? „Jeder schreibt für sich allein“ lädt dazu ein, auch die moralischen Herausforderungen unserer Zeit zu reflektieren und die eigene Perspektive zu hinterfragen. Gerade in Zeiten der Hypermoral ist es wichtig, sich mit den Grauzonen des Lebens auseinanderzusetzen und zu verstehen, dass es vielfach auf schwierige Fragen keine einfachen Antworten gibt.

Killers of the Flower Moon

Plakat für den Film „Killers of the Flower Moon“, das Leonardo DiCaprio und Lily Gladstone mit düsteren Mienen vor einem rustikalen, sepiafarbenen Hintergrund zeigt. Regie: Martin Scorsese.
Film-Genre: Krimi | Drama

Kino-Start: 19. Oktober 2023
Regie: Martin Scorsese

Die Vereinigten Staaten in den 1920er Jahren: Auf dem Gebiet der Osage Nation im Bundesstaat Oklahoma wurde jede Menge Öl gefunden, weswegen die dort lebenden indigenen Völker Nordamerikas zu großem Wohlstand gelangt sind. Doch auch die weißen Siedler haben es auf das schwarze Gold abgesehen, allen voran der einflussreiche Rancher William Hale (Robert De Niro) und dessen Neffe Ernst Burkhart (Leonardo DiCaprio), der mit der Osage Mollie (Lily Gladstone) verheiratet ist. Unter den Angehörigen des Osage-Stammes kommt es plötzlich zu mysteriösen Todesfällen, die im Zusammenhang mit den begehrten Ölbohrrechten zu stehen scheinen. Dies löst eine groß angelegte Untersuchung einer völlig neuen Polizeieinheit – dem FBI – aus. Tom White (Jesse Plemons), ehemaliger Texas Ranger und Gesetzeshüter alter Schule, leitet die Ermittlungen für die neue Bundesbehörde und stößt dabei in ein Wespennest aus Korruption und Mord…

Kurzrezension: „Greed is an animal that hungers for blood!“: In seinem fesselnden True-Crime-Drama „Killers of the Flower Moon“ führt uns Martin Scorsese erneut in die düsteren Abgründe US-amerikanischer Geschichte. Basierend auf David Granns gleichnamigem Sachbuch erzählt der Film die erschütternde Geschichte der systematischen Ermordung von Mitgliedern des Osage-Stammes in Oklahoma, nachdem auf ihrem Land Öl entdeckt worden war. Mehr als ein spannender Kriminalfilm ist „Killers of the Flower Moon“ eine scharfe Kritik an der destruktiven Kraft des Kapitalismus und eine schonungslose Anklage der Ausbeutungslogik, die das Existenzrecht der Indigenen rücksichtslos ignoriert. Symbolisch steht der ,Flower Moon‘ für die fragile Schönheit der indigenen Kultur, die durch die Habgier weißer Siedler wie eine zarte Frühlingsblume im Schatten wuchernder Gewächse zerdrückt wird. Scorseses meisterhafte Inszenierung, mit opulenten Bildern und einer herausragenden schauspielerischen Leistung insbesondere von Lily Gladstone, Leonardo DiCaprio und Robert De Niro, lässt uns die Tragödie der Osage hautnah erleben. „Killers of the Flower Moon“ ist ein unverzichtbarer Film für alle, die die Schattenseiten des American Dream verstehen und die zerstörerischen Folgen der Profitgier für Mensch und Kultur erkennen wollen.


Honorable Mentions:

Passagiere der Nacht, Holy Spider, Berlin 1933 – Tagebuch einer Großstadt, The Son, Plane, Knock at the Cabin, Die Aussprache, Der Geschmack der kleinen Dinge, Irgendwann werden wir uns alles erzählen, Sharper, Dead for a Dollar, Inside, Die Fabelmans, Infinity Pool, Maigret, Die drei Musketiere – D’Artagnan, The Last Kingdom: Seven Kings Must Die, Sisu, Empire of Light, Beau is Afraid, STILL: A Michael J Fox. Movie, Confess, Fletch, Spider-Man: Across the Spider-Verse, Mein fabelhaftes Verbrechen, Jeanne du Barry – Die Favoritin des Königs, Ich sehe was, was du nicht siehst, Der Schwan, The Creator, Gift, Der Rattenfänger, Der Killer, Napoleon


Filme, die ich 2023 außerdem gesehen habe:

Operation Fortune, Babylon – Rausch der Ekstase, Ein Mann namens Otto, Ant-Man and the Wasp: Quantumania, Talk to Me, Marlowe, 65, Shazam! Fury of the Gods, Batman: The Doom That Came to Gotham, The Ordinaries, Manta Manta – Zwoter Teil, Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben, Air – Der große Wurf, Die Bücher, die Hitler nicht verbrannte, Blood & Gold, Guardians of the Galaxy Volume 3, Asterix & Obelix im Reich der Mitte, Und dann kam Dad, Renfield, Asteroid City, No Hard Feelings, Indiana Jones und das Rad des Schicksals, Barbie, Sie haben Tyrone geklont, Geistervilla, Gran Turismo, Hypnotic, The Equalizer 3 – The Final Chapter, A Haunting in Venice, The Expendables 4, Fair Play, Five Nights at Freddy`s, Hitlerputsch 1923: Das Tagebuch der Paula Schlier, Candy Cane Lane

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