Mein Austritt aus der SPD

Seit November 2009 war ich Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands. Die SPD war nach meiner Wahrnehmung eine „linke Volkspartei“, die sich solidarisch den Interessen der Arbeiter und Arbeitnehmer, Minderheiten und den sozial schwachen Teilen der Bevölkerung verschrieben hat. In meinen Augen verfolgte sie überdies eine pragmatische, bisweilen auch kritische Außen- und Sicherheitspolitik, die im Sinne der Entspannungspolitik Willy Brandts einen Ausgleich zwischen den gegensätzlichen Interessen von Ost und West suchte. Mit diesen Positionen wähnte ich mich in Übereinstimmung mit dem heute noch gültigen Grundsatzprogramm, dem „Hamburger Programm“ aus dem Jahre 2007.

Doch nach nahezu fünfzehn Jahren muss ich bedauerlicherweise feststellen, dass die SPD diese Erwartungen nicht erfüllt. Nach reiflicher Überlegung und intensiver Auseinandersetzung mit den politischen Entwicklungen der letzten Zeit möchte ich deshalb zum heutigen Tage meinen Austritt erklären. Im Folgenden möchte ich etwas ausführlicher darlegen, welche Gründe mich zu diesem Schritt bewogen haben.

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Zeitenwende im Kino? Die besten Filme des Jahres 2022

Die Gesellschaft für deutsche Sprache hat den vielzitierten Begriff „Zeitenwende“ zum Wort des Jahres 2022 gekürt. Er steht im Zusammenhang mit dem russischen Krieg gegen die Ukraine und wurde wesentlich von Bundeskanzler Olaf Scholz geprägt. Dem Begriff inhärent ist seine semantische Janusköpfigkeit: Zeitenwende beschreibt das plötzliche Ende einer Epoche und zugleich den Beginn einer neuen Zeit. In gewisser Hinsicht ist diese darin liegende, vermeintliche Singularität jedoch eine Illusion: Tatsächlich gehören Aufrüstung und der Einsatz militärischer Gewalt schon seit Jahrzehnten zum Standardrepertoire russischer wie chinesischer und auch westlicher Außenpolitik nach 1990. Dessen ungeachtet hat sich in diesem Zeitraum die deutsche Perzeption Internationaler Beziehungen zugunsten einer in normative Strukturen eingebetteten globalen Ordnung vom Modell eines anarchischen Staatensystems entfernt. Dahinter steht jedoch bestenfalls eine fahrlässige Naivität, im schlechtesten Falle eine überhebliche Fehleinschätzung der Realität. Denn imperialistische, revisionistische und reaktionäre Elemente sind nicht erst seit dem 24. Februar 2022 weltweit auf dem Vormarsch – auch im aktuellen Kino.

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Zwischentöne zum Krieg, zugleich ein Appell für mehr Gelassenheit

Eigentlich unglaublich: Im Frühjahr 2022 herrscht wieder Krieg in Europa. Nicht zum ersten Mal seit 1945, trotzdem machen die Bilder aus der Ukraine fassungslos. Der russische Angriffskrieg ist als massive Verletzung des Völkerrechts nicht akzeptabel. Jeder Krieg ist aber stets auch eine Niederlage der Diplomatie. Möglicherweise hätte die russische Intervention – etwa durch eine ehrliche Initiative des Westens – verhindert werden können. In der innenpolitischen Auseinandersetzung über diesen Krieg irritieren jedoch noch weitere Aspekte.

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Kino in Zeiten von Covid19: Die besten Filme 2021

Die Covid-Pandemie geht mittlerweile in ihr drittes Jahr. Doch die Kinos dürften sich mit der Situation mittlerweile arrangiert haben. Blieben anfangs die Leinwände bundesweit bis zu acht Monate schwarz, und waren zahlreiche Kinobetreiber auf die finanzielle Unterstützung des Bundes angewiesen, durften die etwa 2000 Kinos in Deutschland ab Juli 2021 wieder öffnen. Zwar unterschieden sich die Auflagen von Bundesland zu Bundesland: So konnte man mancherorts seinen Kinobesuch ohne Maske und mit Popcorn genießen, während andernorts größere Abstände einzuhalten waren und eine durchgängige Maskenpflicht herrschte. Dennoch wurde die Öffnung der Kinos allesamt begeistert und freudig aufgenommen. Das lag auch an der großen Anzahl der Filme, die pandemiebedingt verschoben wurde und nun auf Ausstrahlung warteten.

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Kino während der Covid19-Pandemie – Die besten Filme des Jahres 2020

Die Corona-Pandemie ist für die gesamte Gesellschaft eine gewaltige Herausforderung. Nicht zuletzt die Kinobetreiber traf der Lockdown indes ziemlich hart. Sämtliche Lichtspielhäuer mussten schon in der ersten Phase schließen und sind aktuell wieder geschlossen, viele Premieren wurden verschoben oder in einigen Fällen sogar teilweise in das Internet verlegt. Überhaupt werden Netflix & Co. die besten Chancen eingeräumt, das Kino als Institution abzulösen. Das wird wohl am ehesten auf die vielen kleinen Programmkinos zutreffen, doch für das Mainstreamkino war 2019 eines der erfolgreichsten Jahre überhaupt. Aber sind wir doch mal ehrlich, mit einem richtigen Kinobesuch hat Streaming auf der Wohnzimmer-Couch wenig gemein. Es ist also an uns Zuschauer, dafür zu sorgen, dass auch das kleine Kino an der Ecke überlebt. Unbestritten ist indes, dass die Digitalisierung die Kinolandschaft vor gewaltige Herausforderungen stellt. So werden zunehmend qualitativ hochwertigere Produktionen zuerst im Streaming veröffentlicht.

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Versuch über einen neuen, differenzierten Umgang mit der AfD

Seit der Bundestagswahl 2017 beansprucht mit der AfD erstmals eine in Teilen rechtsextreme Partei die Oppositionsführerschaft in einem bundesdeutschen Parlament. Der Umgang mit der AfD gestaltet sich jedoch schwierig. Zumindest in den sozialmedialen Echokammern ersetzen vielfach populistische Schlagworte und pauschale Verunglimpfungen das sachliche Argument: Im Zweifel wird der AfD eine Nähe zum Nationalsozialismus unterstellt. Ob völlige Unkenntnis oder bewusste Bequemlichkeit, im Folgenden soll die These entwickelt werden, dass der liberalen Demokratie mit diesem Aktionismus ein Bärendienst erwiesen und in der Konsequenz sogar der Agenda der AfD Vorschub geleistet wird. Hierzu ist es allerdings unumgänglich, sich zunächst mit den geistigen Fundamenten der Neuen Rechten, in deren Umfeld sich die AfD zumindest in Teilen verortet, zu befassen. Wer dies ablehnt, weil er die Vertreter*innen der Neuen Rechten für gefährlich und faschistoid hält, mag sich angewidert abwenden. Im Grunde genommen weiß er jedoch nichts und wer nichts weiß, wird auch keine konstruktive Gegenstrategie entwickeln können.

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Meine Top20 des Jahres 2019 – Diese Filme muss man gesehen haben

In diesem Jahr sorgte in Filmkreisen besonders eine Aussage für große Aufregung: In einem Interview im Oktober äußerte sich Martin Scorsese kritisch über die Blockbuster unserer Zeit, insbesondere die Filme von Marvel seien „mehr Freizeitpark als Kino.“ In einem darauffolgenden Beitrag in der New York Times wiederholte der Regisseur seine Kritik. Die aktuellen Großproduktionen von Marvel und DC seien weder überraschend noch künstlerisch interessant. „Viele aktuelle Filme sind perfekte Produkte, die für den unmittelbaren Konsum produziert sind“, so Scorsese weiter. Sie seien technisch gut gemacht und von talentierten Teams produziert. Aber ihnen allen mangele es an etwas, das seiner Meinung nach für das Kino essenziell sei: „(…) die vereinende Vision eines Künstlers. Und das, weil der individuelle Künstler das größte Risiko darstellt.“

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Umdenken, SPD! Zur Lage der Sozialdemokratie im 21. Jahrhundert

Die Beteiligung bei den diesjährigen Wahlen zum Europäischen Parlament ist erfreulicherweise gestiegen. Das ist aber schon die einzig positive Nachricht. Vielmehr sind die Ergebnisse selbst insbesondere aus Sicht der SPD eine Katastrophe: Nur noch 15,8 Prozent der Wählerinnen und Wähler gaben der Sozialdemokratie ihre Stimme, das entspricht einer stattlichen Differenz von 11,4 Prozentpunkten (!) zur letzten Wahl im Jahr 2014. Mit nunmehr noch 16 Sitzen (-11) im neuen EU-Parlament landet die SPD folglich auf dem dritten Platz – hinter den Abgeordneten der CDU (23|-6 Sitze) und denen der Grünen (21|+10 Sitze). Wie konnte es soweit kommen?

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Meine Top20 – Diese Filme aus dem Jahr 2018 sollte man gesehen haben

War 2018 ein gutes Jahr für den klassischen Kinofilm? Zumindest aus zwei Gründen darf daran gezweifelt werden: Zum einen konnten im letzten Jahr einige der lang erwarteten großen Blockbuster meine hohen Erwartungen nicht erfüllen (Black Panther, Red Sparrow, Venom), andere waren gar völlig missraten (Ready Player One, Jurassic World: Das gefallene Königreich, Deadpool 2). Zum anderen tritt insbesondere Netflix vermehrt als Co-Finanzier ursprünglich reiner Kinoproduktionen in Erscheinung. Deren Premiere läuft in einigen wenigen ausgesuchten Lichtspielhäusern, eine grundlegende Voraussetzungen, damit sie für die Oscars nominiert werden können. Der Großteil des Publikums sieht diese Filme dann jedoch exklusiv auf Netflix. Dies finde ich per se nicht negativ. Folglich haben es dieses Jahr mit The Ballad of Buster Scruggs und Alfonso Cuarons Roma auch zwei dieser von Netflix mitproduzieren Filme in meine Top20 geschafft. Doch das klassische – bisweilen natürlich auch stark romantisierte – Kinoerlebnis leidet darunter…

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Warum ein CDU-Vorsitzender Friedrich Merz der Demokratie gutgetan hätte

Von vielen wurde er sehnsüchtig erwartet, der CDU-Parteitag in Hamburg, auf dem sich die Partei einen neuen Bundesvorstand geben wollte. Das mediale Interesse erhöhte sich schließlich signifikant, als der ehemalige CDU-Fraktionsvorsitzende Friedrich Merz seine Kandidatur verkündete – was ich übrigens schon Mitte Oktober kurz nach der bayerischen Landtagswahl prognostiziert hatte. Da deutete sich eine richtig gute Geschichte an – das Magazin Der Spiegel sprach gar von Rache und Genugtuung –, denn Merz war in den Jahren 2000 bis 2002 schon einmal Vorsitzender der CDU-Bundestagsfraktion, musste diese Position aber auf Druck von Angela Merkel aufgeben. Was wäre das für ein Comeback gewesen! Schließlich unterlag Merz aber im zweiten Wahlgang seiner Mitbewerberin Annegret Kramp-Karrenbauer. Warum wäre aus meiner Sicht Friedrich Merz doch die bessere Wahl gewesen?

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