Überzeugende Filme: The Banshees of Inisherin, Jeder schreibt für sich allein, John Wick: Kapitel 4, Roter Himmel, Oppenheimer.
Gewiss, Computer Generated Imagery (CGI) eröffnet zeitgenössischen Filmemachern ungeahnte Möglichkeiten zur Darstellung phantastischer Welten. Majestätische Landschaften, mystische Kreaturen und spektakuläre Actionsequenzen – all dies lässt sich dank CGI mit einem Mausklick auf der Leinwand zum Leben erwecken. Doch die Faszination für die visuelle Perfektion birgt gleichzeitig auch Gefahren. Aktuell droht der Blockbuster-Film entweder zur opulenten Werbefläche für kommerzielle Produkte zu verkommen oder in seelenlosem Fan-Service unterzugehen.
Bleibend: The Card Counter, The Outfit – Verbrechen nach Maß, The Menu, Nope, Im Westen nichts Neues.
Die Gesellschaft für deutsche Sprache hat den vielzitierten Begriff „Zeitenwende“ zum Wort des Jahres 2022 gekürt. Er steht im Zusammenhang mit dem russischen Krieg gegen die Ukraine und wurde wesentlich von Bundeskanzler Olaf Scholz geprägt. Dem Begriff inhärent ist seine semantische Janusköpfigkeit: Zeitenwende beschreibt das plötzliche Ende einer Epoche und zugleich den Beginn einer neuen Zeit. In gewisser Hinsicht ist diese darin liegende, vermeintliche Singularität jedoch eine Illusion: Tatsächlich gehören Aufrüstung und der Einsatz militärischer Gewalt schon seit Jahrzehnten zum Standardrepertoire russischer wie chinesischer und auch westlicher Außenpolitik nach 1990. Dessen ungeachtet hat sich in diesem Zeitraum die deutsche Perzeption Internationaler Beziehungen zugunsten einer in normative Strukturen eingebetteten globalen Ordnung vom Modell eines anarchischen Staatensystems entfernt. Dahinter steht jedoch bestenfalls eine fahrlässige Naivität, im schlechtesten Falle eine überhebliche Fehleinschätzung der Realität. Denn imperialistische, revisionistische und reaktionäre Elemente sind nicht erst seit dem 24. Februar 2022 weltweit auf dem Vormarsch – auch im aktuellen Kino.
Herausragend: Fabian oder Der Gang vor die Hunde, The Power of the Dog, Der Rausch, Last Night in Soho, Dune.
Die Covid-Pandemie geht mittlerweile in ihr drittes Jahr. Doch die Kinos dürften sich mit der Situation mittlerweile arrangiert haben. Blieben anfangs die Leinwände bundesweit bis zu acht Monate schwarz, und waren zahlreiche Kinobetreiber auf die finanzielle Unterstützung des Bundes angewiesen, durften die etwa 2000 Kinos in Deutschland ab Juli 2021 wieder öffnen. Zwar unterschieden sich die Auflagen von Bundesland zu Bundesland: So konnte man mancherorts seinen Kinobesuch ohne Maske und mit Popcorn genießen, während andernorts größere Abstände einzuhalten waren und eine durchgängige Maskenpflicht herrschte. Dennoch wurde die Öffnung der Kinos allesamt begeistert und freudig aufgenommen. Das lag auch an der großen Anzahl der Filme, die pandemiebedingt verschoben wurde und nun auf Ausstrahlung warteten.
Sehenswert: The Gentlemen, 1917, Sorry We Missed You, Undine und Knives Out – Mord ist Familiensache.
Die Corona-Pandemie ist für die gesamte Gesellschaft eine gewaltige Herausforderung. Nicht zuletzt die Kinobetreiber traf der Lockdown indes ziemlich hart. Sämtliche Lichtspielhäuer mussten schon in der ersten Phase schließen und sind aktuell wieder geschlossen, viele Premieren wurden verschoben oder in einigen Fällen sogar teilweise in das Internet verlegt. Überhaupt werden Netflix & Co. die besten Chancen eingeräumt, das Kino als Institution abzulösen. Das wird wohl am ehesten auf die vielen kleinen Programmkinos zutreffen, doch für das Mainstreamkino war 2019 eines der erfolgreichsten Jahre überhaupt. Aber sind wir doch mal ehrlich, mit einem richtigen Kinobesuch hat Streaming auf der Wohnzimmer-Couch wenig gemein. Es ist also an uns Zuschauer, dafür zu sorgen, dass auch das kleine Kino an der Ecke überlebt. Unbestritten ist indes, dass die Digitalisierung die Kinolandschaft vor gewaltige Herausforderungen stellt. So werden zunehmend qualitativ hochwertigere Produktionen zuerst im Streaming veröffentlicht.
Meine Besten des Jahres 2019: The Favourite, Parasite, Once Upon A Time in Hollywood, Us, Joker, Marriage Story.
In diesem Jahr sorgte in Filmkreisen besonders eine Aussage für große Aufregung: In einem Interview im Oktober äußerte sich Martin Scorsese kritisch über die Blockbuster unserer Zeit, insbesondere die Filme von Marvel seien „mehr Freizeitpark als Kino.“ In einem darauffolgenden Beitrag in der New York Times wiederholte der Regisseur seine Kritik. Die aktuellen Großproduktionen von Marvel und DC seien weder überraschend noch künstlerisch interessant. „Viele aktuelle Filme sind perfekte Produkte, die für den unmittelbaren Konsum produziert sind“, so Scorsese weiter. Sie seien technisch gut gemacht und von talentierten Teams produziert. Aber ihnen allen mangele es an etwas, das seiner Meinung nach für das Kino essenziell sei: „(…) die vereinende Vision eines Künstlers. Und das, weil der individuelle Künstler das größte Risiko darstellt.“
Für mich die besten fünf Filme des Jahres 2018: Three Billboards Outside Ebbing, Missouri, Feinde – Hostiles, Bad Times at the El Royale, Mackie Messer – Brechts Dreigroschenfilm und Roma.
War 2018 ein gutes Jahr für den klassischen Kinofilm? Zumindest aus zwei Gründen darf daran gezweifelt werden: Zum einen konnten im letzten Jahr einige der lang erwarteten großen Blockbuster meine hohen Erwartungen nicht erfüllen (Black Panther, Red Sparrow, Venom), andere waren gar völlig missraten (Ready Player One, Jurassic World: Das gefallene Königreich, Deadpool 2). Zum anderen tritt insbesondere Netflix vermehrt als Co-Finanzier ursprünglich reiner Kinoproduktionen in Erscheinung. Deren Premiere läuft in einigen wenigen ausgesuchten Lichtspielhäusern, eine grundlegende Voraussetzungen, damit sie für die Oscars nominiert werden können. Der Großteil des Publikums sieht diese Filme dann jedoch exklusiv auf Netflix. Dies finde ich per se nicht negativ. Folglich haben es dieses Jahr mit The Ballad of Buster Scruggs und Alfonso Cuarons Roma auch zwei dieser von Netflix mitproduzieren Filme in meine Top20 geschafft. Doch das klassische – bisweilen natürlich auch stark romantisierte – Kinoerlebnis leidet darunter…
Tanner: "I ain't never met nobody who got away with anything ever."
Der Westen Texas‘: Hier mischt sich der Sand der Prärie mit sengenden Sonnenstrahlen und trockener Hitze. Männer haben noch Schnurrbärte und tragen Cowboyhüte. Bewaffnet ist hier ohnehin jeder, gilt Selbstjustiz doch als eine Art Kavaliersdelikt. Die von staubigen Highways zerteilte, karge Landschaft wechselt sich ab mit heruntergekommenen Siedlungen, deren Bewohner*innen schon vor langer Zeit verschwunden sind. Einige der verfallenen Häuser werden zwangsversteigert. Auf den Grundstücken rosten Autowracks vor sich hin – die Kamera fährt vorbei an verfallenen Wellblechhütten, die eher an einen Schrottplatz erinnern. Neben stillstehenden Ölfördertürmen versprechen riesige Werbetafeln billiges Geld: „In Debt? Easy Credit At Statewide Texas“. Doch etwas fehlt gänzlich: Die Stars-and-Stripes, die Flagge der Vereinigten Staaten, sind in keiner Einstellung zu sehen. Der amerikanische Traum hat es nicht hierhergeschafft und wird sich wahrscheinlich auch nie in diese Gegend verirren. An einer Wand steht geschrieben: „Three tours in Iraq but no bailout for people like us.“
Siebzehn Wochen nach der Bundestagswahl hat Deutschland immer noch keine voll handlungsfähige Bundesregierung. Mit Blick auf die wohl komplizierten Sondierungsgespräche im neuen Jahr wird wohl auch noch einige Zeit ins Land gehen, bevor wir tatsächlich wissen, wohin die Reise geht. Ideale Gelegenheit also, einige der Filme nachzuholen, die man im Laufe des Jahres verpasst hat. Pünktlich zum Jahresende melde ich mich deswegen nach einer etwas längeren Auszeit mit meiner Top20-Liste der besten Filme des Jahres zurück. Ein bisschen erschreckend ist es ja schon, wenn ich an die Anzahl der Filme zurückdenke, die ich so gesehen habe…
2016 weit vorne dabei: The Hateful Eight, Rogue One: A Star Wars Story, The Witch, The Nice Guys und The Revenant.
Nun neigt es sich dem Ende zu, dieses Jahr 2016. Der Brexit, die Wahl von Donald Trump zum 45. US-Präsidenten, das Schauspiel um die österreichische Präsidentschaftswahl, die Affäre Böhmermann, die Diskussion um die Flüchtlingspolitik der deutschen Bundesregierung und das Erstarken der AfD – in politischer Hinsicht war 2016 ein turbulentes Jahr. Das war für mich unter anderem Anlass genug, öfter ins Kino zu gehen. Auch um zumindest zeitweise der bitteren Realität zu entkommen. Welche Filme sollte man 2016 gesehen haben? Was waren die filmischen Highlights des Jahres 2016?
Bloom: "My motto is if you want to win the lottery, you have to make the money to buy a ticket."
Der Begriff „Raubtierkapitalismus“ ist ein politisches Schlagwort, das eine vergleichsweise wenig regulierte Marktwirtschaft beschreibt, in der die maßgeblichen Akteure ohne Rücksicht auf Belange Anderer nach möglichst großem Gewinn streben. Deutlich wird dies etwa in den unverhältnismäßigen Millionengehältern einiger Konzernvorstände oder in der globalen Ausbreitung des Finanzsystems, dessen Profitmaximierung nicht einmal vor Spekulationen mit Nahrungsmitteln Halt macht. Im täglichen Leben des Normalbürgers jedoch spielen diese Auswüchse eine eher untergeordnete Rolle. Der vielschichtige US-amerikanische Thriller Nightcrawler aus dem Jahr 2014 zeigt aber, dass die mit einem entfesselten Kapitalismus verbundenen Mechanismen auch im Kleinen wirken. Warum man das Regiedebut des Drehbuchautors Dan Gilroy unbedingt gesehen haben sollte und was es über den Zustand unserer Gesellschaft erzählt, lest Ihr im folgenden Beitrag.
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