Ein Mann sitzt an einem Dorfplatz im Midi, trinkt Pastis – und zweifelt. Freilich nicht an der Welt, sondern an sich selbst. Vielleicht beginnt linkes Denken genau hier: bei jenem Zweifel, um den der Song Tango du Midi des Liedermachers Franz Josef Degenhardt kreist. Degenhardts Selbstkritik ist nicht abstrakt formuliert, sondern konkretisiert sich im Wandel der Wahrnehmung des lyrischen Ichs. Der mediterrane Dorfplatz scheint zunächst ein Ort des einfachen, gegenwärtigen Glücks zu sein – bis sich die Gedenkmauer und eine deutsche Touristenladung dazwischenschiebt. Vergangenheit und Gegenwart geraten merklich in Konflikt. Mithin verändert sich die Stimmung des Erzählers von Strophe zu Strophe: aus teilnahmsloser Betrachtung wird sarkastische Distanz, sodann wütende Empörung – und schließlich nachdenkliche Irritation.